Donnerstag, 21. Februar 2019

Die Mitte machts


Heute will ich euch einen Kommentar vorstellen, den ich für den Deutsch Unterricht verfasst habe. Die Adressaten sollen Schüler, Lehrer und Eltern sein.


Auf die Frage, ob Schüler durch digitale Medien im Unterricht profitieren,
gibt es viele Antworten. Zum Beispiel „Ja, Schüler können dadurch viel nachhaltiger und Individueller lernen.“ Oder „Nein, Schüler werden durch digitale Medien nur abgelenkt.“ Ein großer Anteil an Menschen scheint die Meinung zu haben, dass digitale Medien unbedingt fester ins Deutsche Bildungssystem integriert werden müssen. Trotzdem gibt es auch viele Menschen, die es Gegenteilig sehen.
Aber wer hat denn nun recht?

Jeder meiner Mitschüler, die dass jetzt hier lesen, werden wahrscheinlich einvernehmlich nach meiner nächsten Aussage, nicken. Wenn wir Schüler eine längere Präsentation halten sollen, versucht man sich mit Ideen zu übertrumpfen, wie man diese frontale PowerPoint Präsentation ordentlich aufmöbeln kann, damit nicht jeder Schüler nach 10 Minuten gelangweilt weg nickt. Meist kommt man dann auf die Idee einen Film zu zeigen oder ein Quiz mit dem Smartphone zu machen.
Je aktiver die Mitschüler werden müssen, desto besser. Bei einem Film muss man sich als Referent sowieso nicht viel anstrengen und bei einem Quiz kann sich kaum ein Schüler entziehen. Durch Medien Einsatz kann man also mehr Interesse und damit oft auch mehr Konzentration wecken. Dies kann natürlich nicht nur durch Schüler, sondern auch durch Lehrer in Anspruch genommen werden.
Um bestimmte Dinge zu lernen und zu verinnerlichen, muss man Spaß dabeihaben, so einfach ist das. Jeder kennt das, von heute oder vielleicht auch noch von früher.
Wenn dir der Unterricht bei einem Lehrer viel Spaß gemacht hat, hattest du auch bessere Noten oder bist generell einfach viel lieber in die Schule gekommen.

Natürlich sind Lehrer auch nur Menschen und leider können manche Lehrer dieses Interesse nicht in ihren Schülern wecken. Das muss nicht zwangsweise an der Kompetenz des Lehrers liegen, vielmehr liegt es daran, dass die Schüler keinen gefallen an der Unterrichtsform oder der Herangehensweise des Lehrers haben.
Und genau in so einer Situation werden dann die digitalen Medien wieder interessant. Wenn ein Lehrer einfach nicht durch Frontalunterricht, Stillarbeit oder Gruppenarbeit das Interesse eines Schülers wecken kann, kann er es mithilfe eines Quiz, eines Films oder vielleicht auch mit einer geeigneten Software versuchen. In dem Moment, in dem einem Schüler tatsächlich erlaubt wird, dass Handy aus der Tasche zu nehmen wird, gerade bei jüngeren Schülern, eine Art Magie erweckt.
Jeder ist plötzlich quicklebendig und beteiligt sich am Unterricht. Sogar Schüler, die mündlich nicht so stark sind, vielleicht auch weil sie unsicher sind, können anonym ohne Sorgen, ihre Meinung oder ihre Antwort zum Unterricht beitragen.
Wenn sie dann auch noch merken, dass ihre Antwort doch richtig ist, baut es zusätzlich noch ihr Selbstbewusstsein auf .
Natürlich wird diese „Magie“ mit dem Alter und durch das häufigere benutzen des Smartphones im Unterricht langsam schwächer und für die Schüler ist es irgendwann nichts besonderes mehr. Das Smartphone verliert im Unterricht seinen Reiz. Das muss aber nicht zwingend etwas Schlechtes sein, denn die Beteiligungsrate der Schüler bleibt trotzdem gleich hoch. Sind wir doch mal kurz ehrlich, jeder der Lehrer und jeder Elternteil, der dass jetzt hier liest, weiß doch ganz genau das mindestens die Hälfte aller Schüler im Unterricht an das Handy geht um schnell zu Whatsappen.
Vielleicht verliert das dann auch irgendwann seinen Reiz. 

Generell denkt jeder vierte Lehrer, dass das Smartphone eine Ablenkung darstellt. Selbst wenn das so wäre, was wollt ihr dagegen machen? Wollt ihr zu beginn jeder Stunde unser Handy einsammeln? Wahrscheinlich eher nicht und falls doch, so viel unterschied macht es im Grunde auch nicht. In dem Moment, in dem uns das Smartphone entwendet wird, denken wir noch mehr darüber nach, wer uns gerade was geschrieben haben könnte.
An unserer Aufmerksamkeitsspanne ändert das nichts mehr. Das ist natürlich nichts Gutes. Das Smartphone, Facebook oder andere Social Media können heutzutage schnell zur Sucht führen und deswegen ist es auch wichtig, Schülern eine Auszeit zu geben. Man kann es selten verhindern, dass ein Schüler unter dem Tisch am Handy spielt aber man kann aufpassen, dass man es als Lehrperson nicht provoziert. Digitale Medien können den Unterricht spannender gestalten, keine Frage aber es ist doch wirklich nicht nötig, in jedem Fach, zum Smartphone zu greifen. Dafür ist es aber umso wichtiger, dass man es in anderen Fächern benutzen darf. Beispielsweise im Philosophie oder Religionsunterricht. In diesen Fächern beschäftigt man sich mit Moral oder Glaube und mehr als eine Definition findet man davon nicht im Internet.
Es ist doch viel wichtiger, dass man Schülern dort die Chance gibt, dass sie sich mit sich selbst befassen und sich selbst reflektieren können und das geht nun mal einfach nicht, wenn man mit dem Smartphone an einem Quiz teilnimmt, dass nur Wissen abfragt. Der persönliche Austausch mit so vielen gleichaltrigen ist enorm wichtig für die persönliche Entwicklung und wird niemals durch irgendein Medium ersetzt werden können. Man lernt wichtige soziale Kompetenzen, die hinterher nicht nur im Job gerne gesehen werden, sondern die einen auch weiterbringen und zur Entwicklung und zum Erwachsen-werden zugehören. Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Kommunikationsfähigkeit. Wer als Mensch solche Kompetenzen gar nicht oder nur teilweise beherrscht wird es im späteren Leben sehr schwer haben und diese zu vermitteln, ist auch eine Aufgabe der Schule.

Wie vorher schon erwähnt gibt es aber auch Fächer, in denen es sehr hilfreich sein kann ein Smartphone zu benutzen. Beispielsweise der Fremdsprachen Unterricht. Im Internet nach einer Vokabel zu suchen geht viel schneller, als in einem Wörterbuch und erleichtert, gerade auch schwächeren Schülern, die Arbeit.
Dadurch, dass es dann so einfach ist, werden Schüler aber eher dazu verleitet, eine Vokabel 5-Mal nachzugucken, anders als bei einen Wörterbuch, wo man es sich vielleicht leichter merkt, eben weil es mit mehr Aufwand verbunden ist. Ich denke es stimmt, dass man dadurch weniger lernt aber auch lernen ist eine soziale Kompetenz, die erlernt werden muss. Früher oder später merken Schüler dann mal in einem Vokabeltest, dass sie doch vielleicht mal üben sollten. Genau so ist es mit Google Übersetzer. Es gibt Schüler, die tippen den kompletten deutschen Text ein und schreiben dann die falsche Übersetzung, die ausgespuckt wird, wieder auf.
In den meisten Fällen haben die Lehrer schon ein Auge dafür und sehen es sofort, vermutlich auch weil sich in solchen Texten grammatikalische Fehler aufeinander Türmen wie sonst nie. Aber auch das ist ein Lerneffekt. Die Lehrer sollten sich in der Situation zeitgemäß anpassen und den Schülern beibringen, dass sie eben nicht nach Google Übersetzer greifen sollten sondern geeignete Alternativen aufzählen und den Schülern klar machen, dass es momentan noch keinen Übersetzer gibt, der gut genug ist, einen Text fehlerfrei zu übersetzen. Ein ganz einfacher Test, den jeder zuhause machen kann, beweist dies schon. Man schreibt einen kleinen Text und lässt den auf Google Übersetzer in irgendeine Sprache übersetzen. Das was dort rauskommt, kopiert man einfach und lässt es dann wieder in Deutsch zurückübersetzen. Das Ergebnis sollte den Großteil der Schüler überzeugen.

Ein anderes Thema sind die digitalen Schulbücher. Nicht nur Eltern sondern auch Schüler klagen oft über Schulbücher. Sie sind schwer, es gibt viele und einige muss man auch selbst bezahlen. Ich kann alle diese Punkte nachvollziehen aber die Lösungen sind hier meiner Meinung nach zu schwammig. Es werden schon einige digitale Schulbücher angeboten aber wie soll die Schule auf sie zurückgreifen?
Müssen Schüler sich selbst ein Tablet oder E-Book Reader anschaffen? Oder werden sie von der Schule zur Verfügung gestellt? Muss man die Bücher trotzdem bezahlen oder gar nicht? Fällt eine Gebühr an? Das sind alles essenzielle Fragen, die allesamt nicht beantwortet werden können. In einem Kommentar, den ich innerhalb des deutsch Unterrichtes gelesen habe, hat die Verfasserin kritisiert, dass die heutigen Lerngruppen viel zu heterogen sind und die Schüler individueller lernen müssen. Die schwachen werden unterstützt und die guten finden mehr Tiefe in den Aufgaben und werden gefördert. Auf dem ersten Blick hört sich das ja schön und gut an. Aber das ist wirklich ein Wunschdenken, dass definitiv nicht mit digitalen Schulbüchern erreicht werden kann. Als Lehrer hätte ich niemals die Möglichkeit mich um 30 individuell lernende Schüler zu kümmern. Viele denken jetzt, braucht man doch auch nicht, die haben ja ihre Schulbücher aber genau das ist das Problem. Diese Schüler hätten nur ihre Schulbücher. Kein Lehrer kann bei 30 Grundschulkindern kontrollieren, was diese die ganze Zeit an ihren Tablets machen. Die Kinder haben in dem Alter noch nicht genug Verantwortung sich ja fast schon selbst zu unterrichten. Sie werden vor ein Tablet gesetzt, versuchen ihre Aufgaben irgendwie zu lösen und gehen dann am Ende des Tages wieder nach Hause. Außerdem hat die Schule nicht nur die Aufgabe Wissen zu vermitteln, sondern wie schon gesagt, Kompetenzen. Selbst wenn wir den Punkt jetzt mal außen vor lassen, was wenn ein schwaches Kind die Aufgaben trotzdem nicht versteht oder die Erklärvideos, wenn soll es dann fragen, dass Tablet? Ich glaube nicht. Dann bringt dieses ach so tolle individuelle Schulbuch ja doch wieder nichts.
Kein Schulbuch wird je in der Lage Kompetenzen und Wissen so zu vermitteln wie ein einzelner Mensch es könnte. Das Schulsystem ist einfach nicht in der Lage die individuelle Förderung von Schülern zu gewährleisten und das können auch nicht die besten Medien wieder gut machen. Es darf in diesen System doch eigentlich gar nicht erst dazu kommen, dass die Schulklassen zu heterogen werden. Denn dieses ganze System baut ja darauf auf, dass selbst der schwächste Schüler die gleichen Arbeiten schreibt und den gleichen Abschluss macht, wie der stärkste Schüler innerhalb einer Schulform. Dann bekommt der stärkste Schüler halt eine 1 und der schwächste eine 6. So ist unser System und das wird auch kein noch so innovatives Medium jemals ändern.

Die Digitalisierung ist kein Allrounder der alles perfektioniert, wo es sie auch hinkommt. Um einen wirklichen Fortschritt des Lernens zu gewährleisten, sollte man zunächst das Bildungssytem umkrempeln. Dann ist es auch total unnütz, wenn man Studien heranzieht und sagt, dass Deutschland bei der Ausstattung der Schulen total zurückliegt. Die Schule soll uns auf das Leben danach vorbereiten und das tut sie in Deutschland nicht, dabei spielt es auch keine Rolle ob ich 1 oder 10 Computer pro 5 Schüler habe, wenn ich 90% der Dinge, die ich hier lerne, eh wieder vergessen werde, weil ich sie nie mehr benötige. Warum lernen wir nicht, wie man eine Steuererklärung schreibt? Wie man bestimmte Aufgaben im Haushalt bewältigt? Oder warum lernen wir nicht wie man Word und Excel in ihren vollen Zügen nutzt? 98% aller Haushalte benutzen einen Laptop und in einer digitalisierten Welt, wo wir immer mehr Emails schreiben müssen, ist es doch wichtig so etwas zu lernen. Entweder wollen die Menschen, dass Medien viel mehr im Unterricht integriert werden oder man soll sie komplett abschaffen.
Warum einigt man sich nicht auf einen Mittelweg, und versucht zunächst einmal den Schülern beizubringen, wie man wichtige von unwichtigen Informationen trennt und effektiv Suchmaschinen benutzt, statt dass man sie direkt losschickt und verlangt, dass sie ständig auf den aktuellen Stand der Medien sein müssen.

Das eigentliche Problem ist doch nicht das man zu wenig oder zu viel Medien benutzt, sondern dass der Unterricht zu Realitätsfern ist, oder?


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